Betrachtet man Thomas Geyers Landschaftszenerien, hat man das wohlige Gefühl, ‚Hier war ich schon mal‘ und das liegt wahrscheinlich daran, dass der Künstler lieber Eindrücke vermittelt, als reale Orte darzustellen. Seine Werke fühlen sich an wie die stillen Minuten, nachdem das Licht ausgegangen ist und sich die Augen schleichend die Dunkelheit erschließen. Es sind erzählstarke Momente, die der Künstler zwischen Stadt und Land, Haus und Wald, See und Badeleiter mit dezenter Leichtigkeit in seinen Werken einfängt. Er übersetzt eigene Eindrücke und Erinnerungen in surreale Bühnenbilder und kreiert damit den Spielort unserer eigenen Geschichte. Die Natur als Zufluchtsort ist sein Setting, die Nacht ein allgegenwärtiges Stilmittel: Unschärfe und Lichtspiel erzeugen ein besonderes Spannungsfeld von Realität und Irrealität in den Bildwelten des Künstlers. Wenn die Dunkelheit einkehrt, breitet sie ihren Schleier aus. Leicht verschwommen verschwindet Stück für Stück die Welt in der Finsternis und wir fragen uns: Ist etwas weniger da, nur weil wir es nicht sehen können? Dunkle Traumfarben vermischen sich in Übergängen aus Tag und Nacht: Ein kräftiges Orange, mal ein leuchtendes Blau wirken im Kontrast der Kulisse schon fast grell. Läuten sie den Sonnenaufgang oder -untergang ein?
In der Dunkelheit tritt alles ein wenig zurück, genauso wie die Narration des Künstlers in seinen Landschaften. Doch es ist Geyers Spiel von Licht und Schatten, das die Naturszenen zu Orten charakterisieren, die zum Fliehen aus urbanem Trubel und Lärm einladen. Das menschliche Leben hinterlässt Spuren in seiner Umgebung, mal als erleuchtetes Fenster in der Finsternis, mal als stiller Gast, der nur beobachten will. Die Symbiose aus Natur und Mensch in Thomas Geyers schattenhaften Schauplätzen führt uns vor Augen, dass die Dimensionen von Stadt- und Landmensch feiner sein können, als nur Tag oder Nacht.
Text von Sonja Gatterwe / Uhlig Gallery
Looking at Thomas Geyer's landscape series, one has the comforting feeling, 'I've been here before,' and that's probably because the artist prefers to convey impressions rather than depict real places. His works feel like the silent minutes after the lights have gone out and your eyes creep into the darkness. They are narrative moments that the artist captures in his works with discreet ease between city and countryside, house and forest, lake and bathing ladder. He translates his own impressions and memories into surreal stage sets, creating the playground of our own history. Nature as a refuge is his setting, night an omnipresent stylistic device: blurriness and play of light create a special field of tension between reality and unreality in the artist's pictorial worlds. When darkness falls, it spreads its veil. Slightly blurred, piece by piece the world disappears in the darkness and we ask ourselves: is something less there, just because we can not see it? Dark dream colors mix in transitions from day to night: a strong orange, sometimes a bright blue seem almost garish in contrast to the backdrop. Do they herald the sunrise or sunset?
In the darkness, everything recedes a bit, just like the artist's narration in his landscapes. Yet it is Geyer's play of light and shadow that characterizes the natural scenes into places that invite escape from urban bustle and noise. Human life leaves traces in its surroundings, sometimes as an illuminated window in the darkness, sometimes as a silent guest who only wants to observe. The symbiosis of nature and man in Thomas Geyer's shadowy settings shows us that the dimensions of urban and rural man can be finer than just day or night.
Text by Sonja Gatterwe / Uhlig Gallery